Aktuell
Wie gute Trennung verbindet
- 8. Juni 2018
- Posted by: Beer Theresia
- Category: Allgemein

Die Geschichte einer schülereigenen Müll- und Umweltaktion an den Bezauer Wirtschaftsschulen
„Wenn wir nicht anständig sind, werden wir hier nicht lange gern bleiben!“
Begonnen hat das Abenteuer als ein Projekt, eine Frucht des Zorns: Es war der ordentliche Anpfiff mit den „abfälligen“ Bemerkungen einer umweltsensiblen Lehrkraft an uns, das schlanke Bildungswesen, über die herrschende Unordnung im Klassenzimmer, der den Anstoß darstellte für eine angewandte, strategische Fallkunst im Fach Entrepreneurship, einen Kickoff zu liefern für ein Musterbeispiel unternehmerischen Denkens und eigenständigen, verantwortungsvollen Handelns.
Mit List gegen den Mist
Aus der eher unteren Amateur-Liga startend, sollte ein wirrer Haufen, das ein künftiges Clean-Team in sich trug, statt weitere Nachlässigkeiten ein Konzept liefern, einen Planungsprozess vorlegen, der die Bezauer Wirtschaftsschulen in die Top-Liga sauberer, gepflegter Wohlfühl-Workingplaces hochcoachen sollte. Manager geben nämlich als die Quintessenz für den Erfolg eines Unternehmens an, dass Werte und Haltungen die Zukunft eines Betriebes bestimmen. Wer wettbewerbsfähig bleiben möchte, achte bewusst auf die Seele seines Unternehmens.
Und wodurch gerät diese Seele aber häufig in Schief- und Problemlage? Genau, durch solche Problemstoffe wie Achtlosigkeit und folgende Gewöhnung. Müll hat ja die fatal produktive Neigung, sich dort, wo er liegt, zu vermehren und dabei Kollateralschäden zu verursachen, indem etwa Fehlverhalten blind kopiert wird, sich viral & feminal sowie juvenal und adultal verbreitet, sich weich bettend in die Annahme, irgendein Reinigungsservice werde es dann schon richten. Ein langer Abstiegsweg und eine schleichende Abhängigkeit solcher Müllennials sind programmiert, Rom wurde auch nicht an einem Tag zerstört. Es entsteht ein Verpackungsdilemma: Indem man sie nicht fachgemäß entsorgt, besorgt sie den reuelosen Umweltsündern selber eine trügerische Schutzhülle: in Daunen und Watte. Zeit also für ein Engagement und die glänzenden Ideen von Ökoprofit-Helden als Schüler-Versteher und Teen-Flüsterer der Generation „Schneeflocke“.
Die 4., also die „Tetra“-Hak-Klasse schützt, was wertvoll ist: Sauberkeit, in der man sich schön spiegeln kann, nachhaltige Rohstoffschonung, Effizienz, Kostenersparnis, Bewusstseinsbildung, Gemeinschaftsgefühl. Es profitieren dabei Schulangehörige und die vielen Besucher vom hohen Pflege-Niveau unseres mehr als attraktiven Baukörpers.
Body- und Mindbuilding
Die Devise lautete also: Raus mit sowas wie Mess-Age, („Ich möchte um deine Hand anhalten: Willst du mein Ex werden, Schlamperei-Alter?“), rein mit einem Stück Litter-aturkunde auf den Radar mit den Prüfkapiteln Aufklärung oder 10 Gebote für alle. Wie schaffen wir es, Umweltverantwortung und einen properen Zusammenhalt jugendtauglich und hipp zu machen? „Yes, we clean!“ hieß die Parole zur Neuprogrammierung, mit der das aktuelle Ökobewusstseinsupdate klassen- und fächerübergreifend ausgerollt werden sollte mit einem Videoclip zum richtig cleveren Wissensup- und Mülldownload, wir backten damit den neuen Ordnungssinn. Die Phasen tragen so eiskönigliche Namen wie Unfreezing, wo Bewusstsein geschaffen werden sollte, Moving, die Etappe von Umsetzungseinheiten, Refreezing, die abschließende Stabilisierung und Verankerung der erworbenen Verhaltensweisen in der neuen Schulkultur.
Die Ausschwärm-Intelligenz mit Impulsen für Mensch, Umwelt und Wirtschaft
3 Teams rückten nach einem Briefing der Verantwortlichen (Hausmeister und Direktion) mit klaren Regeln, entschlossenen Aktionsplänen und Checklisten aus zu den Brennpunkten Klassenzimmer, WC-Anlagen und Gemeinschaftsräume. Plakate, Slogans, Maskottchen thematisieren das gemeinschaftliche Anliegen einer tidy Atmosphäre und eines guten, hygienischen Eindrucks. Die Entsorgungsbehälter erhielten 28 individuelle, farbige und animierende Sprechblasen-Sticker, Sympathiewerte tragende Aufkleber. Noten machten dann die Ergebnisse anschaulich und vergleichbar. Lautsprecheransagen in der Pause informieren originell über den Projektstand. Eine anschließende Evaluation modifiziert dann den weiteren Prozess zwischen den angenommenen Worst- und Best-Case-Szenarien, bezieht die Schulwarte und andere Player mit ein.
Das Zeitalter des Respekts wird sichtbar, am Ende des Tages sehen die Kontrollgänger die Stühle auf den Tischen thronen, den Müll getrennt, die Klassen aufgeräumt, Lichter und PCs ausgeschaltet…
While the craft is in the hands, the effect is in the heart.
Indem wir den Müll in den Griff nehmen, lässt sich darin das Zukunftspotenzial von Rücksicht erkennen.
Nun findet die Staffelübergabe statt. Aus den Initiatoren formierte sich ein weiteres Team, das den begonnenen Weg in einer Diplomarbeit weiterdenkt und ein Umweltmanagementsystem für die Schule ausarbeitet und implementieren möchte. Die 2. Klasse wird in die Betriebsgeheimnisse eingeweiht und tritt in die Fußstapfen der senior partners, um als Schule gute Erinnerungsspuren in der Welt zu hinterlassen statt Müll. Im Bemühen, Teil der Lösung zu sein, nicht Teil des Schweigens über Problemer.
Bericht: Mag. Thomas Moosbrugger
Ausgearbeitet wurde das Projekt von der IV. HAK im Rahmen des Schwerpunktes „Entrepreneurship und Wirtschaft“ unter Begleitung von Frau MMag. Edeltraud Gridling.
VN-Ausgabe zett_be vom 29.05.2018
Plakat_10 Gebote
Konzept Make your school clean again
Konzept Mülltrennung
Konzept WC- Sauberkeit