Aktuell
Auch in diesem Schuljahr setzte die 4. HAK ihre Kooperation mit der Mohrenbrauerei fort. Wir, die Schülerinnen und Schüler, der 4. HAK waren zu zwei Vorträgen eingeladen. Am 22. Mai 2017 empfing uns die Leiterin der Finanzverwaltung, Frau Monika Leissing. Wir lauschten ihrem interessanten Referat zum Thema „Budgetierung in einem Produktions- und Vertriebsunternehmen“.
Bereits im ersten Semester hatten wir am 14. November 2016 das Angebot angenommen, an einer Führung mit dem Braumeister und Diplom-Biersommelier, Michael David, teilzunehmen. Der Fachmann informierte uns zum Thema „Produktionsplanung und Technisches Controlling“.
Braumeister Michael David erklärte uns den Unterschied zwischen dem Produktionsleiter einer Brauerei und einem Braumeister. Während es die Hauptaufgabe des Produktionsleiters ist, die Kosten für eine konkurrenzfähige Produktion zu planen, muss der Braumeister, der „Komponist“ des edlen Gerstensaftes, neben einem technischen Verständnis auch über eine “künstlerische Ader“ verfügen. Diese Tatsache erklärt, dass Braumeister in Amerika wie Popstars verehrt werden.
Die Mohrenbrauerei produziert als Marktführer in Vorarlberg mit 110 Mitarbeiter/innen eine Menge von 180.000 hl Bier. Bei unserem Rundgang durch die Produktion, durch das Sudhaus und den Abfüllbereich wurden uns die Details aus dem Controlling zu diesen Abteilungen erklärt. Dabei müssen verschiedene Komponenten in Kennzahlen verpackt und regelmäßig überprüft werden: von der Anzahl der Mitarbeiter, dem Energieverbrauch, dem Einsatz von Rohstoffen bis hin zum Qualitätsmanagement. Beim Energieverbrauch berücksichtigt man zum Beispiel den Aufwand für Strom, Gas, Wasser, Kälte und Druckluft. Mit Hilfe des technischen Berichtswesens können alle Zahlen genau abgefragt werden. Bei den Rohstoffen wird der Verbrauch von Malz, Hopfen, Wasser und Hefe genau unter Lupe genommen. In diesem Zusammenhang müssen die errechneten Kennzahlen zielorientiert, vergleichbar und verständlich sein.
Der Braumeister weiß zum Beispiel, dass für die Flaschenreinigung einer Bierflasche 220 ml Wasser notwendig sind. Das Wasser für die Reinigung kommt aus dem Brunnen. Das Brauwasser kommt aus dem Ebnit. Für die Herstellung von 1 hl Bier sind 4 bis 6 hl Wasser notwendig. Dabei ist der Wasserverbrauch von der Betriebsgröße und dem Automatisierungsgrad abhängig. Wenn ein Betrieb mehrere Sorten produziert, steigt auch der Wasserverbrauch. Um eine gleichmäßige Qualität des Malzes zu erzielen, verwendet der Braumeister für jeden Sud das Malz von drei unterschiedlichen Lieferanten. Eine spezifische Kennzahl für die Brauerei ist die „Sudhausausbeute“, mit der der Braumeister errechnet, wie gut das Sudhaus mit den Rohstoffen arbeitet.
Ein breites Sortiment verteuert die Produktion, was zu einem Zielkonflikt zwischen der Produktion und dem Marketing führt. Bier ist unfiltriert gesünder, da es mehr Hefe und somit mehr B-Vitamine enthält. Leider ist unfiltriertes Bier nicht so lange haltbar. In den ersten 3 Monaten schmeckt Bier am besten. Bier altert ab dem 4. Monat.
Die Abfüllung des Bieres erfolgt in der Mohrenbrauerei in einem zehnstündigen Einschichtbetrieb an vier Tagen in der Woche. Es können 30.000 Flaschen pro Stunde befüllt werden. Die Abfüllplanung wird auf der Basis der vergangenen Jahre erstellt und berücksichtigt saisonale Schwankungen wie zum Beispiel die Wintereindeckung, den Funken sowie die Bockbier- und Faschingszeit.
Zum Abschluss des interessanten Nachmittags betonte Herr David die Bedeutung des Qualitätsmanagements. Mit Instrumenten wie der Rückwarenstatistik, dem Leerflascheninspektor und der Störzeitenerfassung versucht man die Qualitätsstandards hoch zu halten. Frau Leissing gewährte uns als Finanzleiterin zum Thema „Budgetierung in einem Produktions- und Vertriebsunternehmen“ einen Einblick in ihre Abteilung. Der Leitung Buchhaltung sind die Bereiche Kundenabrechnung und Lieferantenbuchhaltung unterstellt.
Im Oktober beginnt bei der Mohrenbrauerei die Budgetierung, bei der die geplante Produktionsmenge in Hektoliter als Basis für sämtliche Berechnungen dient. In Zusammenarbeit mit den verschiedenen Abteilungsleitern versucht man die Kosten so genau wie möglich zu planen. Als Beispiel berechnet der Braumeister in Zusammenarbeit mit der Abteilung Rechnungswesen auf Grundlage der geplanten Hektoliter den Bedarf an Malz, Hopfen, Strom und weiteren Ausgaben.
Der „elektronische Workflow“ erleichtert seit geraumer Zeit die Arbeit im Rechnungswesen. Die Abteilungsleiter erhalten die Rechnungen elektronisch, können eine entsprechende Prüfung vornehmen und die Rechnung zur Zahlung an die Abteilung Rechnungswesen weiterleiten.
Zum Thema Kostenrechnung erklärte uns Frau Leissing, dass jede Kostenstelle einer Abteilung zugeordnet ist. Weiteres zeigte uns die Finanzexpertin die Gegenüberstellung der Kosten des laufenden Jahres mit den Planzahlen für die Kostenstelle Sudhaus. Es wurde uns ermöglicht, die Plan- und Istwerte für Malz, Hopfen usw. zu vergleichen. Und wieder waren wir mitten in der Thematik des Brauprozesses, den wir schon gemeinsam mit Herrn David erforscht hatten.
Die IV. HAK bedankt sich bei Braumeister, Herrn David, und bei der Finanzleiterin, Frau Leissing, für deren Engagement und die erstklassigen Vorträge. Außerdem möchten wir uns sehr herzlich bei Herrn Reinhard Hämmerle für die Organisation der Nachmittage und für die tolle Kooperation bedanken.
Mag. Christa Wegleitner