Aktuell
Kühne Bühne: Machtschauspiele
- 26. September 2019
- Posted by: Beer Theresia
- Category: Allgemein

Nach einem animierenden vorbereitenden Workshop mit der Theaterpädagogin Katharine Kügler mit Fokus auf „Protestbewegungen“, entfesselte und gefesselte Kräfte, wurden wir Dienstagabend (24.09.) nun Zeugen römischer Verhältnisse durch Shakespeares Brille.
Sprechchöre Hunger leidender Volksschichten demonstrierten auf dem Forum am Kornmarktplatz gegen die Verteilungspolitik des herrschenden, anschaulich vom Balkon herunter abwiegelnden Senats, forderten bessere Versorgung und über eine Volksvertretung Beteiligung an der Politik. Die Zähne der Plebs beißen anschließend innen im Haus auf einen harten Gegner in Gestalt des Elitensinnbilds Marcius, mit Ehrennamen „Coriolan“, einem Militär mit jeder Menge kaum zu zügelnder Verachtung für die unteren Schichten, das „Saupack“.
In schnellen Szenen und mit starken Bildern (auf Shakespeares Wort- wie auch auf der Inszenierungsebene und jener der Schauspielkunst) erfuhren wir die Geschichte eines an überheblichen Idealen und mangelnder Selbstbeherrschung scheiternden Machtaufstiegs, des dabei angehäuften Zorns und Hasses über die beigebrachten Verletzungen, Provokationen und Intrigen genauso wie der unternommenen Besänftigungs- und Überzeugungsversuche zu brauchbaren und gesichtswahrenden Lösungen. Cold Songs: Rom war ein Abend der gefahrvollen Verwandlungen: der Traumebene in Realitäten und umgekehrt, der Rede in Gesang, der Figuren in andere Rollen, der Gefühle und Lebenslagen durch wenige, aber präzise Trigger in ihr gerades Gegenteil, von öffentlicher Schau- in die privat-familiär-persönliche Kehrseite, von zwei Klassen in Schauspielenthusiast*Innen.
Das Engagement des Landestheaters um die Förderung von Demokratiebewusstsein, den Diskurs und für eine solch aufwändige, detailfreudige Produktion verdient unser aller Wertschätzung und hat den Dank der 3. und 4. Hak.
Bericht: Mag. Thomas Moosbrugger
Fotos: Melike Yigit