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Ein BWS-Schüler wechselt zu Redbull Salzburg
- 27. September 2017
- Posted by: Beer Theresia
- Category: Allgemein
Die Sommersportwoche war für die 2. HAS ein Erfolg, der Sommer ist vorüber und ein Schüler fehlt. Ogulcan Bekar, vielleicht die Wälder Fußballhoffnung der Stunde, hat sich dazu entschlossen, bei Redbull Salzburg anzuheuern und schweren Herzens die Bezauer Wirtschaftsschulen verlassen.
Florian Moser: Lieber Ogulcan, wir sitzen an diesem Mittwoch, den 4.7.2017, hier zusammen auf einem Sofa im Hotel Myriam in Lignano. Du bist mit deiner Klasse, der 2. HAS, auf Sportwoche und frönst Deinem Hobby, der Leibesertüchtigung in allen Lebenslagen. Bist Du traurig darüber, dass diese Woche die letzte mit Deinen Schulfreunden ist?
Ogulcan Bekar: Das kann man wohl so sagen. Heute habe ich am Nachmittag mit meinen Kollegen das Tenniscamp absolviert. Dabei habe ich meine Freunde Lien Zwischenbrugger, Tobias Graf, Samuel Fischer und Gian Luca Fink, mit denen ich einen Tenniskurs in dieser Woche teile, beobachtet. Da ist mir erst so richtig für einen Moment bewusst geworden, dass das jetzt die letzten Tage sind, an denen ich mit ihnen auf diese Art zusammen sein werde. Ich muss aber sagen, einen besseren Abschluss kann ich mir eigentlich nicht wünschen.
Florian Moser: Wie waren denn die zwei Jahre an den Bezauer Wirtschaftsschulen für Dich?
Ogulcan Bekar: Ja, rückblickend ist die Schule für mich ein absoluter Glücksfall gewesen. Dir. Andreas Kappaurer hat mich gleich von Anfang an unterstützt. So konnte ich, aber auch mein Fußballkollege Lien das Training an der Vorarlberger Fußballakademie absolvieren. Ich möchte mich an dieser Stelle auch bei meinen Lehrer/innen bedanken, die sich uns gegenüber sehr geduldig und fair verhalten haben, obwohl wir doch recht häufig gefehlt haben. Das fand ich sehr cool.
Florian Moser: Und sonst?
Ogulcan Bekar: Also ich habe definitiv viele Freundschaften, vor allem innerhalb der Klasse knüpfen können. Mir sind alle Klassenkolleg/innen ans Herz gewachsen. Ich finde, dass sich in der Klasse sehr besondere Menschen mit vielen Talenten befinden. Auf die kann man sich menschlich echt verlassen und ich werde darauf schauen, dass ich auch weiterhin mit ihnen in Kontakt bleibe. Ich muss auch zugeben, dass ich das letzte Jahr wirklich gerne in Bezau fertiggemacht hätte.
Florian Moser: Für Dich waren ja die letzten Wochen recht wechselhaft. Berichte doch bitte einmal, was passiert ist und wohin es Dich in professioneller Hinsicht verschlägt.
Ogulcan Bekar: Wie Sie und meine Klassenkolleg/innen wissen, habe ich seit mehreren Jahren das Ziel, professioneller Fußballspieler zu werden. Aus diesem Grund habe ich bis vor kurzem an der Vorarlberger Fußballakademie trainiert, wofür ich sehr dankbar bin. An dieser Stelle möchte ich noch alle meine Trainingskolleg/innen grüßen und Ihnen alles Gute wünschen. Ganz besonders möchte ich mich aber bei meinen Trainern bedanken. In letzter Zeit habe ich außerdem für die österreichische U17 gespielt und ich hatte das Glück, dass man auf mich aufmerksam geworden ist.
Florian Moser: Welche Vereine haben mit Dir verhandelt?
Ogulcan Bekar: Zum einen war das Rapid Wien. Das hat mich wirklich sehr gefreut, weil ich weiß, wie professionell dieser Verein ist. Vor allem bezogen auf die Jugendarbeit habe ich nur Positives gehört. Ich habe mich aber dann für Redbull Salzburg entschieden, weil dieser Verein unter anderem aufgrund der Trainingsmöglichkeiten und eines vorhandenen Internats einfach ein paar Pluspunkte auf seiner Seite hat. Außerdem ist Salzburg einfach näher an Vorarlberg bzw. dem Bregenzerwald dran.
Florian Moser: Dir ist also Heimat sehr wichtig.
Ogulcan Bekar: Ja, Heimat ist einfach dort, wo die Familie und die Freunde sind. Das ist für mich der Bregenzerwald, das ist aber auch Kayseri, eine türkische Stadt, aus der meine Eltern kommen, die Türkei und das ist die Republik Österreich, für die ich im U17-Nationalteam spiele.
Florian Moser: Du strebst ja eine Profikarriere an, das ist klar. Ich weiß aber, dass du daneben noch andere Zukunftspläne hast.
Ogulcan Bekar: Natürlich ist für mich Fußball das Wichtigste. Ich bin in Gedanken fast immer bei diesem Sport. Er macht mich einfach glücklich und mir gefällt nichts besser, als wenn Trainer und Mitspieler für einen Verein alles geben. Also mittelfristig habe ich eigentlich nur eine Profikarriere im Sinn. Ich würde mich sehr freuen, wenn ich die Chance erhalten würde, das zu erreichen. Ich bin aber demütig und zurückhaltend, was diesen Wunsch betrifft. Ich weiß, dass nur Fleiß und eine professionelle Einstellung zum Fußball einen weiterbringen. Und ja, Herr Moser, ich weiß, dass Sie und meine Eltern sich sehr wünschen, dass ich die Handelsschule fertigmache. Das werde ich auch, weil die Ausbildung dieser dreijährigen Schule sehr gut ist. Man ist danach de facto Bürokaufmann, hat außerdem die Unternehmerprüfung und die Zugangsberechtigung für den Handelsakademie-Aufbaulehrgang. Das lasse ich mir nicht entgehen, wenn es irgendwie möglich ist.
Florian Moser: Ich meinte aber auch eher dein Faible für Putenschnitzel, Baklava und Co.
Ogulcan Bekar: Ah, ja da haben Sie recht. Ein Traum wäre vielleicht, nach der Profikarriere Koch oder Restaurant- bzw. Hotelbesitzer zu werden. Dann würde ich österreichisch-bregenzerwälderische Hausmannskost mit türkischer Feinschmeckerküche kombinieren. Das wäre eine Geschmacksexplosion, der sich keiner entziehen könnte.
Florian Moser: Wir schweifen ein wenig ab. Ich habe eine andere Frage an Dich: Wenn Du Dir für den Bregenzerwald etwas wünschen könntest, was wäre das?
Ogulcan Bekar: Das ist eine echt schwierige Frage, Herr Moser. *Kurzes Schweigen* Die Bregenzerwälder und meine Eltern, die ja in der Wäldergemeinde Mellau leben, haben mich mit so vielen Chancen und Grundeinstellungen ausgestattet, dass das gar nicht so leicht zu beantworten ist. Wenn es aber etwas gibt, was ich mir wünschen würde, dann wäre das eine Schule im Bregenzerwald, die einen Schwerpunkt auf Sport legt. Ich habe ja in der Klasse mit meinen Kollegen Gian Luca Fink und Lien Zwischenbrugger schon darüber gesprochen, wie cool es wäre, wenn es eine Sport-Handelsschule gäbe. Für mich und Lien ist es nämlich sehr zeitaufwändig, immer zum Training ins Rheintal rauszufahren. Das schreckt viele Talente, von denen es im Wald genügend gibt, einfach ab. Wenn es aber hier eine Schule gäbe, würden sich sicher viele für Sport entscheiden. Ansonsten würde ich mir noch wünschen, dass das Wälderbähnle bis nach Bregenz rausgeht. Das wäre echt gut.
Florian Moser: Wenn Du einem jüngeren Schüler einen Rat geben müsstest, welcher wäre das?
Ogulcan Bekar: Finde heraus, welches Talent du hast, lass dir nicht von anderen einreden, dass du es nicht drauf hast und gib alles. Mach eine gute Ausbildung und geh deinen Weg. Achte darauf, dass du viele Freunde hast, die dich unterstützen, sei selbst ein scheuklappenfreier Freund und sei zu anderen fair bzw. interessiert an Neuem. Fairness ist sowieso das Wichtigste. Und sei nicht intolerant oder jemand, der anderen die Schuld gibt.
Florian Moser: Was ist die wichtigste Lektion, die Du an den Bezauer Wirtschaftsschulen gelernt hast?
Ogulcan Bekar: Das ist einfach. Ich habe gelernt, dass man sich selbst und anderen Menschen Chancen geben muss, dass man fleißig sein muss, dass Freundschaften sehr wichtig sind und dass man aus sich selbst heraus von einer Sache begeistert sein muss, um ein Ziel zu erreichen. Also das sind alles Dinge, die mir auch meine Eltern mitgegeben haben, die ich aber auch an unserer Schule immer wieder erlebt habe. Das hat mich stärker gemacht…
Florian Moser: So, lieber Ogulcan, ich bitte Dich um deine abschließende Worte.
Ogulcan Bekar: Ich möchte die Chance nützen, um mich bei meinen Lehrer/innen, aber auch ganz besonders bei Ihnen, Herr Moser, zu bedanken. Außerdem möchte ich mich namentlich noch bei meinen Klassenkameradinnen und Klassenkameraden für die schöne Zeit bedanken. Ich hoffe, dass wir weiterhin in Kontakt bleiben. Ich möchte abschließend noch allen an den Bezauer Wirtschaftsschulen alles Gute wünschen. Ich werde an Euch denken. Und bitte drückt mir die Daumen…